Altersbedingte Stürze verhindern
Villingen-Schwenningen – Ein Drittel aller Deutschen über 60 Jahren stürzt mindestens einmal im Jahr. Die dadurch bedingten Verletzungen beeinträchtigen die Mobilität sowie die soziale Teilhabe und reduzieren die Lebensqualität. Schlimmstenfalls können Stürze sogar tödlich enden. Das kreisweite Projekt „Vitales Alter – Pro Balance – Gegen den Sturz“ soll dies verhindern. Es wurde vom Gesundheitsamt, der Schwenninger Krankenkasse und Petra Mommert-Jauch, promovierte Sportwissenschaftlerin und Inhaberin des ISR Instituts für Sport und Rehabilitation in Donaueschingen, ins Leben gerufen.
Ziel ist es, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen mit speziellen Trainingsmethoden zu stärken. Dies soll ihnen zu mehr Balance und Gehsicherheit im Alltag verhelfen. Das Projekt ist bis Ende des Jahres 2019 geplant.
„Gemeinsam möchten wir in der Bevölkerung, in der Pflege und bei Ärzten für das Thema ‚Sturz‘ sensibilisieren und ein strukturiertes Versorgungsangebot für unsere Senioren im Schwarzwald-Baar-Kreis schaffen“, sagt Thorsten Bröske, Vorstand der Schwenninger.
Das Projekt startete am 6. und 7. April mit einer zweitägigen Schulung für Mitarbeiter von Tagespflegeeinrichtungen, ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen. Petra Mommert-Jauch vermittelte den 20 Teilnehmern ein zwölfstündiges Kurskonzept mit alltagstauglichen Übungen zur Sturzprävention – beispielsweise, wie man sicher Treppen steigt. Anschließend sollen die Teilnehmer die Inhalte in ihrer jeweiligen Einrichtung in bestehende Angebote integrieren, neue Kurse ins Leben rufen oder das Erlernte im täglichen Kontakt an die Senioren weitergeben.
Die zweite Schulung findet am 13. und 14. April statt. Sie richtet sich an Mitarbeiter und Ehrenamtliche von Vereinen, betreutem Wohnen, Erwachsenenbildungseinrichtungen und Wohlfahrtsverbänden sowie an freie Kursleiter. Ab Mitte des Jahres bietet Mommert-Jauch außerdem Kurzseminare zum Thema Sturzprävention für interessiere Senioren in verschiedenen Gemeinden im Kreis an.
Bewegungssicherheit sinkt mit steigendem Alter
„Gangstörungen, verlangsamte Reaktion, geschwächte Muskeln, niedriger Blutdruck sowie eingeschränktes Seh- und Hörvermögen – dies sind nur einige der vielen Faktoren, welche die Gefahr von Stürzen im Alter erhöhen. Auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen, können Menschen wortwörtlich aus der Bahn werfen“, sagt Mommert-Jauch.
Die Gesundheitsexpertin und mehrfache Buchautorin weiß, dass der erste Sturz dabei oft eine Negativspirale auslöst. Aus Angst, nochmal zu stürzen, bewegen sich ältere Menschen weniger. Dadurch verringern sich Kraft und Koordinationsvermögen, was Unsicherheit und weitere Stürze zur Folge hat. „Umso wichtiger ist regelmäßiges Training. Das führt nicht nur zu mehr Sicherheit und Leistungsvermögen, sondern auch zu einer höheren Lebensqualität im Alter“, so Mommert-Jauch weiter.