Gesundheit zum Frühstück vom 21.03.2019
Claudia Schmidtke und Peter Dabrock bei Gesundheit zum Frühstück
Berlin – Im Herbst vergangenen Jahres sprach sich Gesundheitsminister Jens Spahn für eine Widerspruchsregelung bei der Organspende aus und stieß so die aktuelle Debatte um eine mögliche Neuregelung wieder an. Darüber wie die Anzahl von Organspenden erhöht werden kann, diskutierten Professorin Dr. Claudia Schmidtke MdB, Mitglied im Gesundheitsausschuss und Patientenbeauftragte der Bundesregierung, und Professor Dr. Peter Dabrock, Vorsitzender der Deutschen Ethikrates, heute im Rahmen der Veranstaltung GESUNDHEIT ZUM FRÜHSTÜCK der Schwenninger Krankenkasse in Berlin.
Prof. Dr. Claudia Schmidtke unterstützt den Vorschlag einer Widerspruchsregelung: „In Deutschland sterben täglich drei Menschen, weil sie vergeblich auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten. Alle bisherigen Maßnahmen, die Zahl der Organspender zu erhöhen, schlugen fehl. Und das, obwohl sich die Mehrheit der Deutschen positiv zur Organspende äußert und in Umfragen 70 Prozent auch selbst ihre Bereitschaft zur Spende erklären. Organspende muss viel mehr als bisher zum Normalfall werden. Dazu gehört auch die Pflicht jedes Bürgers, sich zu entscheiden, ob er im Fall seines Todes mit seinen Organen eines von den 10.000 Leben retten möchte, die auf ein Organ warten.“
Für Prof. Dr. Peter Dabrock hingegen ist der Plan einer Widerspruchsregelung – auch einer doppelten – unnötig und schädlich: „Unnötig, weil – wie alle Erfahrung zeigt – die eigentlichen Zugewinne bei Spendezahlen durch Struktur- und Organisationsverbesserungen erfolgen. Deshalb begrüße ich selbstverständlich das kürzlich verabschiedete Gesetz für bessere Zusammenarbeit und bessere Strukturen bei der Organspende (GZSO) – wobei sicher noch mehr getan werden kann. Schädlich, weil ausgerechnet in einer höchstpersönlichen Frage, in der es um Leben und Tod geht, die auch in der Medizin bewährten Rechtsgrundsätze der informierten Einwilligung und der Verhältnismäßigkeit missachtet werden sollen. Das kann nicht richtig sein, das schafft kein Vertrauen, das das Transplantationssystem so bitter nötig hat.“
Siegfried Gänsler, Vorsitzender des Vorstandes der Schwenninger Krankenkasse, betont, dass die Menschen bei der anstehenden Debatte mitgenommen werden müssen: „Eine von uns durchgeführte Umfrage zeigt, dass sich knapp die Hälfte der Befragten nicht ausreichend informiert fühlt. Wir Krankenkassen leisten bereits einen Beitrag zur Aufklärung. Dabei merken wir auch, dass Ängste und Unsicherheiten eine Rolle spielen. In der Frage wie wir die Organspende zukünftig regeln wollen, brauchen wir eine gesamtgesellschaftliche Debatte. Dies bietet auch die Chance, die breite Bevölkerung besser zu informieren, so dass jeder persönlich eine Entscheidung treffen kann.“
Bevölkerungsrepräsentative Umfrage der Schwenninger Krankenkasse zum Thema Organspende (PDF)