Studie: Diskussion um Legalisierung – Ein Viertel der jungen Erwachsenen unterschätzt Auswirkungen von Cannabis auf den eigenen Körper
Wer nicht entspannen kann, greift manchmal schon in jungen Jahren auf vermeintliche „Hilfsmittel“ wie Cannabis zurück. Doch welche Auswirkungen der regelmäßige Konsum auf die Gesundheit hat, unterschätzen vor allem junge Männer. Das zeigt die Studie „Zukunft Gesundheit 2022“ der vivida bkk und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“. Befragt wurden 1.022 Bundesbürger zwischen 14 und 34 Jahren.
Villingen-Schwenningen – Um nach einem anstrengenden Tag wieder runterzukommen, greift ein Teil der jungen Erwachsenen zu Suchtmitteln wie Alkohol, raucht eine Zigarette oder einen Joint. „Der erste Konsum dieser und anderer Substanzen findet häufig schon im Jugendalter statt und verfestigt sich dann gegebenenfalls“, sagt Dr. Tanja Katrin Hantke, Gesundheitsexpertin der vivida bkk. So zeigt die Studie, dass 19 Prozent der 14- bis 17-Jährigen zu einer entspannenden Substanz greifen, bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 27 Prozent und in der Gruppe der 26- bis 34-Jährigen bereits 38 Prozent.
Cannabis-Nutzung für Männer angenehmer als für Frauen
„Während bei der jungen Bevölkerung bereits angekommen ist, dass der Konsum von Alkohol und Zigaretten negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, werden mögliche Gefahren bei der Cannabis-Nutzung noch unterschätzt“, so die Ärztin. Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zum einen empfinden 16 Prozent der Männer Cannabis als „am angenehmsten“ und 30 Prozent sogar als „am harmlosesten“ für ihren Körper im Vergleich mit Alkohol und Nikotin. Knapp ein Viertel von ihnen ist zudem der Meinung, dass die entspannende Wirkung beim Kiffen am längsten anhält. Auf der anderen Seite empfindet nur eine von zehn Frauen Cannabis als besonders angenehm, 23 Prozent beurteilen Kiffen im Vergleich als harmloser und 16 Prozent schätzen die länger anhaltende Entspannung.
Konsum in jungen Jahren kann schädlich sein
„Nicht immer ist alles toll, wenn man nach Feierabend mit einem Joint auf der Couch liegt. Wie Cannabis im Körper wirkt, kommt auf die Sorte, Dosierung und Art der Anwendung an“, sagt Dr. Hantke. „So kann das Denken unter dem Einfluss der Substanz verworren oder die psychische Wirkung so stark sein, dass es zu Ängsten wie Panikattacken oder in der Folge zu einer drogeninduzierten Psychose kommen kann. Zudem weist Cannabis ein nicht unerhebliches Suchtpotential auf“, führt die Ärztin weiter aus.
Die Gesundheitsexpertin warnt besonders vor einem Missbrauch von Cannabis durch Kinder und Jugendliche: „Der frühe Konsum kann die Entwicklung des Gehirns schädigen.“ So hätten Studien (siehe Quellenangabe) gezeigt, dass sich das Gehirn im Alter von 15 bis 17 Jahren neu organisiert und bestimmte Nervenbahnen gebildet werden. Kiffen vor und während der Pubertät kann deshalb Langzeitschäden hervorrufen und sich unter anderem auf die Gedächtnisleistung auswirken.
Im Hinblick auf die Debatte um die Legalisierung von Cannabis fordert Dr. Hantke: „Uns als Krankenkasse ist es wichtig, dass die Prävention insbesondere bei Kindern und Jugendlichen in dem geplanten Gesetz einen besonderen Stellenwert erhält. Jugendschutz, Prävention und Beratungsangebote müssen mitgedacht, ausgebaut und finanziert werden, um einem frühen Konsum und vor allem einem Missbrauch vorzubeugen.“ Eine entscheidende Rolle komme dabei Schulen, Jugendeinrichtungen und Vereinen zu, um auf die Gefahren von Cannabis hinzuweisen.
Studie "Zukunft Gesundheit 2022 – Jungen Bundesbürgern auf den Puls gefühlt" (PDF)
Informations- und Hilfsangebote finden Interessierte und Betroffene hier:
Die BZgA informiert Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern auf www.cannabispraevention.de über die Risiken des Cannabis-Konsums.
Das Online-Programm „Quit the shit“ unterstützt individuell, anonym und kostenfrei bei der Konsumreduzierung: www.quit-the-shit.net/qts
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