Gesundheit zum Frühstück vom 24.06.2014
Große Koalition muss Palliativ- und Hospizversorgung stärken
Der eine plädiert dafür, der andere dagegen! Bei der Debatte „Gesundheit zum Frühstück“ der Schwenninger Krankenkasse stand mit der Frage „Wem gehört der Tod?“ die aktuelle Sterbehilfe-Diskussion im Vordergrund. Deutlich wurde dabei, dass unheilbar kranke und sterbende Menschen eine umfassende und professionelle Palliativ- und Hospizversorgung brauchen.
Professor Dr. Udo Reiter, langjähriger Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, forderte: „Eine assistierte Selbsttötung muss möglich sein!“ Er berief sich dabei auf das Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen, das gerade auch bei dieser Frage zu achten sei. Und weiter: „Für die, die sich töten lassen wollen, muss der Gesetzgeber eine Möglichkeit schaffen.“
Hubert Hüppe, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Gesundheitsausschusses, widersprach vehement: „Wenn die Tötung mit Hilfe eines anderen rechtlich und sozial anerkannt wäre, dann würde die Entscheidung, weiterzuleben und die Ressourcen der Allgemeinheit zu belasten, rechtfertigungspflichtig.“ Er warnte gleichzeitig davor, dass eine Ökonomisierung der Selbsttötung zu einer Veränderung unserer Gesellschaft führen würde.
Einig waren sich beide Diskutanten, dass die Palliativmedizin und die Hospizversorgung stärker gefördert werden müssen. Das belegt auch eine aktuelle, repräsentative Umfrage der Schwenninger Krankenkasse. Danach finden 54 Prozent der Befragten, dass sie nur unzureichend über Betreuungs- und Versorgungsangebote vor dem Tod aufgeklärt sind.
Siegfried Gänsler, Vorsitzender des Vorstandes der Schwenninger Krankenkasse: „Wir müssen besser über stationäre und ambulante Betreuungsmöglichkeiten in der letzten Lebensphase informieren.“ Das könne vielen Menschen auch etwas die Angst vor dem Sterben nehmen, so Gänsler mit Blick auf die Umfrage, bei der fast 70 Prozent der Befragten äußerten, Angst zu haben, in der letzten Lebensphase leiden zu müssen. Und weiter: „Aber auch die Gesundheitspolitik ist am Zug. Die Regierungsfraktionen müssen dem im Koalitionsvertrag gesteckten Ziel, die Hospizarbeit weiter zu unterstützen und die Palliativversorgung auszubauen, jetzt Taten folgen lassen. Ein erster Schritt wäre die bessere Vernetzung und Verzahnung der unterschiedlichen Leistungsbereiche.“
Die Umfrage „Die letzte Lebensphase – Auseinandersetzung mit Krankheit, Leid und Sterben“ (PDF) finden Sie hier: www.Die-Schwenninger.de/Studie